Sonntag, 23. Januar 2011

Die Stellung

Als ich eines schönen Tages in die Küche ging, um die Post zu durchstöbern, hielt ich auf einmal einen Brief des Militärkommandos in Händen. Mir wurde bewusst, als ich meinen Namen auf dem Brief las, das es nun ernst wurde. Mit mulmigem Gefühl öffnete ich den Brief und begann zu lesen: Sie haben sich bei der Stellungskommission bis spätestens 07:00 Uhr einzufinden.
Ich habe mir natürlich gleich alle Befunde und Allergiebescheide zusammengesucht und gehofft das es ich als "untauglich" durchgehen werde. Am nächsten Montag habe ich den Brief meinem Arbeitgeber zur Info gegeben und für diesen Termin frei bekommen.
Eine Woche später erhielt ich auch von unserem Bürgermeister einen Brief, das er einen Bus für die Stellung organisiert hat und wir somit nicht selbst fahren müssen. Am Tag der Stellung stand ich um 05:00 mit vielen anderen aus meiner Gemeinde am Hauptplatz und warteten auf den Bus der uns zur Stellungskommission transportierte. Nach der langen Fahrt empfing uns ein Soldat mit der Waffe am Eingangstor. Nachdem wir unsere "Einladung" dem Chargen in der Stellungskommission abgegeben haben bekamen wir einen Schlüssel mit einer 3stelliger Nummer. Dann stellte sich der Hauptmann kurz vor und trichterte uns ein das wir für die Dauer unseres Aufenthaltes nur über diese Nummer angesprochen werden, es gibt keine Namen nur mehr Nummern! Danach wurden wir in die Zimmer verteilt. In einem Zimmer standen 5 Stockbetten und 10 Spinte, in denen wir unsere Sachen (Rasierzeug, Waschzeug, ...) verstauen konnten. Nach einiger Zeit wurden wir von einem anderen Soldaten zu der Kleidungsausgabe gebracht wo wir unsere "Untersuchungsunterwäsche" - das heißt nur eine fragwürdige Unterhose - erhielten und uns umziehen mussten. Danach wurden wir alle in einen Computersaal gebracht an dem wir uns einem Psychotest unterzogen mussten. Die Frau ganz vorne erklärte uns was wir zu tun hatten und falls wir den Test nicht bestehen sollten, trotzdem "tauglich" sein würden - was für mich sehr fragwürdig geklungen hat, da man einem Menschen trotzdem eine Waffen geben würde, auch wenn man genau weiß das er "gestört" ist -. Nach einer Weile herumgeklickse an dem komischen Computerterminal ging es wieder raus in die Aula, die als Wartezimmer missbraucht wurde. Weiter ging es mit warten, warten, warten. Danach erklärte uns ein Militärarzt die weitere Vorgehensweise. Wir mussten einige Stationen durchlaufen unter anderem Röntgen, Abmessung, Verwiegen, Sehtest, Hörtest und Blutabnahme inklusive Analyse. Zwischendurch gingen wir dann mal Mittagessen in die Kantine. Doch bevor wir dort hin gingen lies uns ein Vizeleutnant noch in Zweierreihe vor der Kommission antreten, schließlich sind wir ja beim Militär. In Reih und Glied gingen wir auch zur Essensausgabe und hatten danach auch noch Zeit für eine Zigarette. Anschließend gingen wir auch wieder mit dem Vizeleutnant zurück und übergab uns, mit Gruß und Meldung, wieder dem Hauptmann. Am Nachmittag ging es weiter mit der Untersucherei. Am Schluss musste jeder noch zum Psychologen der einige Fragen über den Test hatte und ob man Suizidgefährdet sei, irgendwelche Probleme hätte usw. Nach der Fragerei gaben wir den "Laufzettel" ab und setzten uns in einen Lehrsaal, wo man uns über das Bundesheer und seine Aufgaben informierte. Nach dem "wertvollen" Vortrag wurden bis morgen entlassen. Wir wurden aber auch noch angehalten das wir bis spätestens 22:00 wieder in der Kommission sein müssten und dass wir uns normal benehmen sollen. Ein paar Bekannte und ich gingen in die Innenstadt auf ein oder vielleicht zwei Bier. Nachdem der Durst gelöscht war gingen wir noch auf eine Schnitzelsemmel und danach in die Kommission. Wir hatten noch die Möglichkeit ein wenig fern zu sehen und danach hieß es ab ins Bett. Diese Nacht habe ich kein Auge zugemacht, denn erstens hat jeder im Zimmer geschnarcht und zweitens war die Matratze extrem hart und die "Decke" so dünn das man fast durchsehen konnte. Nach dieser schlaflosen Nacht kam ein Rekrut ins Zimmer und drehte das Licht auf und rief: "Aufstehen!" Als die morgendlichen Geschäfte abgeschlossen waren ging es weiter mit: (Was sonst) Warten! Eine halbe Stunde warten, dann rief mich die Ärztin auf. In dem Arztzimmer saß ein junger Soldat und schrieb alles auf was die Ärztin sagte. Sie fragte mich einige medizinische Sachen und fühlte ob alles an seinem richtigen Platz war... Auch diese Tortur ging vorüber und ich durfte wieder Platz nehmen. Da es zunehmend unruhiger wurde, durch das lange warten, wurden einige von uns ermahnt leise zu sein. Ein junger Mann wurde von einem Gefreiten dann sogar aufgefordert aufzustehen und eine Weile über die Worte "Ruhig sein" nachzudenken. Nachdem alle Personen beim Arzt waren wurden die Ergebnisse dem Major zur Durchsicht übergeben. In der Zwischenzeit hat man uns wieder aufgerufen um sich unsere "Wünsche" bezüglich des Einrückungstermins und des Einrückungsortes anzuhören. Nach einiger Zeit wurden wir auch ins Zimmer des Herrn Major gebeten. Einzeln gingen wir in sein Büro und er übergab uns dann die Bescheinigung mit dem Beschluss: "Tauglich" bzw. bei einigen wenigen "untauglich". Sichtlich unerfreud über die Ergebnisse verließen wir die Stellungskommission und führen wieder in unsere Gemeinde. Mit dem Bus in unserer Heimatstadt angekommen empfing uns unser Bürgermeister mit einem Pressefotograf. Nach der knipserei für die Bezirkszeitung lud uns die Gemeinde noch auf ein Abendessen im Wirtshaus ein.

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